Chronik - Musikkapelle Gaißach e.V.

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Chronik

 

Die Geschichte der Musikkapelle Gaißach

 
 
 
 

Die Anregung zur Gründung einer Musikkapelle in Gaißach ist zurückzuführen auf den Elisabethentag, Donnerstag, den 19. November 1908. Die Liesl´n der Gemeinde feierten an dem Tag ihr Namensfest, wozu ihnen der damalige Wirtschaftspächter in Mühl, Herr Johann Arnold, welcher Zugbandoneonspieler war, in der der Klammerbrauerei in Tölz gehörigen Wirtschaft zum Schulmeister“ konzertierte.“

So berichtet der Chronist.

Neben Herrn Johann Arnold musizierten an der besagten Feier auch ein Herr Hubert Kaltenmarkter aus Bad Tölz mit der Klarinette und Herr Jakob Gilgenreiner, Bürgermeister der Gemeinde Gaißach, spielte dazu auf dem Althorn die Bassstimme. Diese kleine Kapelle spielte danach öfters bei geselligen Veranstaltungen und wurde schnell auf sieben Mitglieder erweitert. So kam schon im Dezember 1908 der Klarinettist Kaspar Wohlmuth sen. hinzu, der viele Jahre lang den Dirigentenstab schwingen sollte.stärker wurde der Wunsch, auch eine neunstimmige Blechmusikkapelle zu gründen. Insbesondere der Bürgermeister Jakob Gilgenreiner bemühte sich durch „fortgesetzte Aneiferung“ - so der Chronist – sich immer mehr um die Gründung.

Im Dezember 1910 war es dann soweit. Man fuhr nach München und erwarb die erforderlichen Instrumente für die neunstimmige Besetzung. Da teilweise auf schon ausgebildete Bläser zurückgegriffen werden konnte, war es möglich schon am 11. Januar 1911 bei der Abschiedsfeier des Herrn Oberlehrer Heinrich Floder zum ersten mal öffentlich aufzutreten.

Bei der Prinzregentenfeier am 12. März 1911 erhält jeder Musikanten ein Prinzregenten-Zweimarkstück zur Erinnerung.“

Am 8. Dezember 1911 gründete man schließlich eine „feste Vereinigung“ mit Statuten. Die Vereinigung hat den Zweck, die Volkskunst in der Musik zu pflegen und die angebotenen musikalischen Dienste zu übernehmen“, so lautet Ziffer 1 dieser Statuten.

 
 
 
 

Ziffer 1 der original Statuten 1911

Die folgenden Jahre dienten natürlich der qualitativen Verbesserung des Musizierens. Trotzdem wurde die junge Kapelle schon schnell sehr viel beansprucht. So sind für das Jahr 1912 bereits 27 Verrichtungen notiert und nicht weniger als 96 Proben.

Für Samstag, den 1. August 1914 vermerkt der Chronist:

„Abends zum letzten Mal zusammengekommen - Krieg.

„Am Freitag, den 15. Dezember 1918 traf man sich wieder zu einer Wiedersehensfeier beim Bürgermeister, Herrn Jakob Gilgenreiner, mit Musik“.


Mit großem Eifer wurde die Probenarbeit wieder aufgenommen und so konnte die Kapelle ihrem Gründer, Jakob Gilgenreiner, schon am 22. Januar 1919 zu seinem 25-jährigen Bürgermeisterjubiläum musikalisch gratulieren und das veranstaltete Fest mitgestalten. In den folgenden Jahren wurden neben den traditionellen Veranstaltungen der Gaißacher Vereine, der Kirche und der Gemeinde auch Saalkonzerte gegeben. Diese wurden unter anderem auch zusammen mit dem Gesangsverein „Hoamgarten“ bis zu dessen Auflösung im Jahre 1923 aufgeführt. Hier liegen noch eine Reihe von doch recht anspruchsvollen Programmen vor.

 
 
 
 

Gesangsverein Hoamgarten & die Musikkapelle

Im Jahre 1923 wurde der Wunsch laut, sich auf eine Harmoniemusik zu vergrößern, was auch umgehend und mit großem Eifer in Angriff genommen wurde. So konnte der Chronist am 12. Januar 1924 schon 19 Mitglieder namentlich verzeichnen.

In den folgenden Jahren erfreute sich die Musikkapelle Gaißach ständig steigender Beliebtheit.

Während des 3. Reiches wurde die Kapelle wiederholt aufgefordert der „Reichsmusikkammer“ (der heutigen GEMA) beizutreten. Dies schien aber vorerst auf taube Ohren bei den sonst so musikalischen Männern gestoßen zu sein.
Trotzdem wurde in dieser Zeit sehr viel musiziert, wenn auch überwiegend in kleiner Besetzung. Durch
„KdF – Kraft durch Freude“ entwickelte sich ein bescheidener Fremdenverkehr in der Gemeinde, der vor allem bei Ankunft und Abreise der Gäste musikalische Dienste erforderte.




Eine weitere Vergrößerung der Kapelle durch neu ausgebildete Musikanten in den Jahren 1938/39 wurde jäh durch den Kriegsausbruch 1939 unterbrochen. So musste der Chronist vermerken:

Am 06. August 1939 musste die angesetzte Probe ausfallen; der Grund hierfür war die Einberufung der Reservisten.“ Darunter waren sehr viele Musikanten.

Die Aufzeichnungen während der Kriegszeit sind teilweise sehr lückenhaft. Neben den  Heldengedenktagen, gemeindlichen Weihnachtsfeiern und den Prozessionen, soweit sie noch zugelassen waren, mussten während dieser schlimmen Zeit viele Kriegergottesdienste für gefallene Gaißacher gespielt werden. Diese letzte Ehre wurde allein in der Kriegszeit für 43 gefallene Soldaten, von den in der Heimat verbliebenen, älteren Musikanten erbracht.

Auch Mitglieder der Musikapelle Gaißach mussten durch den Kreig ihr Leben lassen:

 
 
 
 

Nach Kriegsende 1945 fanden sich wieder 12 Mann der alten Garde zusammen um die Kapelle erneut aufzubauen.

Es wurde Nachwuchs gesucht und schon im Herbst 1945 gab der „Meister“ wieder Nachwuchsmusikanten Unterricht. Die Kapelle vergrößerte sich sehr schnell, bereits 1945 konnten vier neue Mitglieder eingebaut werden.

1949 rückte die Kapelle das erste Mal mit der Schützenkompanie zum Bundestreffen der Gebirgsschützenkompanie nach Rottach-Egern aus.

Im folgendem Jahr beteiligte sich die Musikkapelle bereits an Fronleichnam und Michaeli als Teil der Schützenkompanie in Schützenuniform. Seit dieser Zeit ist die Musikkapelle Gaißach – ohne die Eigenständigkeit aufzugeben – fester Bestandteil der Schützenkompanie Gaißach. Die Musikanten sind Mitglieder der Schützenkompanie.

 
 
 
 

Musikkapelle in Schützenuniform 1952

 
 

1951 wurde aus Anlass des 40-jährigen Bestehens erstmals nach dem 2. Weltkrieg wieder ein Saalkonzert durchgeführt, welches schon fast ausschließlich von neu ausgebildeten Musikanten bestritten wurde.

Am 14. März 1953 fuhr Dirigent Kaspar Wohlmuth mit Vorstand Jakob Gilgenreiner nach München zur Gründung des Oberbayerischen Musikbundes im Löwenbräukeller. Die Musikkapelle ist somit Gründungsmitglied des Musikbundes.


Noch im gleichen Jahr hat man erstmals bei einem Musikfest, dem Bundesmusikfest des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes in Steingaden, teilgenommen.

In den folgenden Jahren war eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung sowohl in qualitativer, als auch in quantitativer Hinsicht zu verzeichnen. Oft mehrmals jährlich wurden Saalkonzerte mit ständig steigendem Niveau gegeben.

 
 


Im Jahr 1960 legte der inzwischen 72-jährige Dirigent Kaspar Wohlmuth sen. nach fast 50-jähriger Tätigkeit sein Amt nieder. Damit war das letzte der Gründungsmitglieder aus dem aktiven Dienst ausgeschieden.


Die Verdienste von  Kaspar Wohlmuth um die Musik in Gaißach können nicht genug gewürdigt werden – ein Leben für die Musik.

 
 

Die Leitung der 23 Mann starken Kapelle übernahm sein gleichnamiger Sohn, Kaspar Wohlmuth jun., der bereits seit 1955 stellvertretender Dirigent war und sich so kontinuierlich in diese Aufgabe einarbeiten konnte. Er besuchte schon im Jahre 1954 den ersten stattfindenden Dirigentenkurs des Musikbundes für Oberbayern in Holzkirchen. Weitere derartige Kurse und Privatunterricht gaben ihm das nötige Rüstzeug für diese Aufgabe. Eine weitere Phase stetiger Aufwärtsentwicklung folgte.

 
 



Ständige Nachwuchsbildung, auch durch weitere Kapellenmitglieder, ermöglichten es, dass der Grundsatz Musikanten selbst auszubilden und einzubauen, immer eingehalten werden konnte.
So wirkten damals bei der Musikkapelle Gaißach – von gelegentlich erforderlichen Aushilfen abgesehen – fast ausschließlich selbst ausgebildete Musikanten mit.

 
 

In den Jahren 1969 bis 1971 konnte, dank dem Entgegenkommen der Schulleitung, in den 8. und 9. Klassen der Volksschule Unterricht in Blasmusik durch Kaspar Wohlmuth und Georg Osterhuber gegeben werden. Dieser Umstand brachte der Kapelle, nachdem sich „Spreu vom Weizen“ getrennt hatte, wieder eine Reihe von guten Nachwuchskräften ein. Eine sogenannte Bläserklasse gibt es seit September 2009 in der Volksschule Gaißach wieder, initiiert vom 2. Dirigenten der Musikkapelle Gaißach Johann Krinner jun.

Dank der guten Nachwuchspflege konnte Kaspar Wohlmuth in der Zeit seiner Tätigkeit als Dirigent die Kapelle zur Oberstufenreife heranführen. Beachtliche Erfolge in dieser Leistungsklasse wurden bei Musikfesten in Münsing (1979), Peiting (1980), Holzkirchen (1983) erzielt.


1971 bekam die Musikkapelle, als erste Kapelle im Isarwinkel, weibliche Verstärkung. Renate und Hilde Wohlmuth, Töchter des Dirigenten, ergänzten die Kapelle ab diesem Zeitpunkt mit ihren Trompeten. Seit dieser Zeit sind durchgehend „Musikmädchen“ in der Kapelle integriert.

1984 legte Kaspar Wohlmuth das Amt des Dirigenten, der inzwischen auf 40 Mann angewachsenen Kapelle nieder und wurde zum Ehrendirigenten ernannt. Seine Position übernahm Peter Margreiter, der bis 1990 den Taktstock schwang.

 
 

Peter Margreiter brachte seine Erfahrungen aus dem Gebirgsmusikkorps Garmisch-Partenkirchen, wo er viele Jahre als 1. Posaunist tätig war, in die heimische Kapelle ein.

Er konnte so das Leistungsniveau weiter steigern und versah die Musik mit dem zeitgemäßen Schwung.

Sodass er mit seiner Arbeit große musikalische Erfolge zum Beispiel bei Konzerten und Wertungsspielen erzielen konnte und eine gute Ausgangsbasis für seinen Nachfolger Hans Krinner schaffte.



 
 

Eines der unvergesslichen Erlebnisse für die Musikanten der Kapelle war die Reise nach Rom im April 1987 zum 60. Geburtstag unseres heutigen Papst Benedikt XVI. mit einer Sonderaudienz bei Papst Johannes Paul II. Die Musikkapelle wurde auserkoren die vielen Abordnungen der bayerischen Gebirgsschützen zusammen mit dem Gaißacher Spielmannszug zu begleiten.

 
 



Rom 1987

 
 

Schützen und Musikanten aus Gaißach

 

Peter Margreiter mit Papst Johannes Paul II.

 
 

Kurz bevor Johann Krinner sen. im April die musikalische Leitung der Kapelle übernahm, wurde im Fasching 1990 eine Bettelhochzeit durchgeführt. Die Idee entstand in den Köpfen einiger Musikanten und sofort fing die ganze Gemeinde Feuer. Sodass der „Hochzeitstag“ von Afra-Apollonia Hornbläser und Ignaz-Kastulus Orgeltreter ein unvergessliches Erlebnis für das ganze Dorf wurde.

 
 
 
 
 

Dirigent Peter Margreiter mit Musikkapelle

 

Gemeinschaftsbild zur Bettelhochzeit

 
 

1995 konnte sich die Musikkapelle einen großen und lang erkämpften Wunsch mit der Einweihung des eigenen Vereinsheimes erfüllen. Die Musikanten haben hier größten Zusammenhalt bewiesen und gemeinsam in vielen Arbeitsstunden das Schmuckstück der Kapelle das „Musikheim“ erbaut. Heute dient das Musikheim nicht nur als Probenort für die Kapelle und anderen musikalischen Gruppierungen, oftmals wird es auch für Ton-Aufnahmen genutzt.

In den letzten 30 Jahren hat sich der Mitgliederstand auf ca. 40 Personen eingependelt. Drei Generationen proben, musizieren und feiern gemeinsam, der älteste Musikant im Alter von 77 Jahren und der jüngste mit 15 Jahren. Dies zählt wohl auch zu den Besonderheiten der Gaißacher Musikkapelle, sodass die Bestimmung der Gründer „die Volkskunst in der Musik zu pflegen“ auch heute in vielen verschiedenen Stilrichtungen erfolgreich hochgehalten werden kann.

 
 
 
 
 

Vom traditionellen Frühjahrskonzert bis zur modernen Bierzeltmusik, von Ouvertüren über Marschmusik zur böhmischen Polka – heute kann die Kapelle mit ihren Mitgliedern alle Anforderungen, die an eine bayerische Musikkapelle gestellt werden, erfüllen. Einige Mitglieder spielen zwei oder mehr Instrumente und können die Kapelle mit Gesang verstärken.

Das zeigt auch, dass die Arbeit von Dirigent Hans Krinner sen. erfolgreich ist. Er hat das Können und das Repertoire der Kapelle gekonnt erweitert und begeistert das Publikum mit abwechslungsreichen und anspruchsvollen Programmen.
Insbesondere fürs Frühjahrskonzert, dem Höhepunkt im Musikantenjahr, findet er jedes Jahr wieder die optimale musikalische Mischung für den Zuhörer.
Seine Verbundenheit zur Blasmusik zeigte er auch in eigenen Kompositionen, zum Beispiel die Märsche: „Der Magirus“ und „Die Fahne Weiß-Blau“.

Sein Geschenk an die Kapelle zum 100-jährgen Jubiläum ist, der von ihm selbst komponierte Marsch Anno Domini 1911 sowie die „Dreifaltigkeits-Messe“.

 
 
 
 

Die letzten 100 Jahre haben bewiesen dass die Aufgabe der Gründerväter nicht nur allein mit der Musikalität des einzelnen Musikanten sondern in Kombination mit dem Leitspruch der Musikkapelle bestens bewältigt werden kann:


„Unter dem Versprechen stets Treu zusammenzuarbeiten, erklären sich sämtliche Mitglieder der Blechmusikkapelle Gaißach“.

 
 
 





Ein neues Jahrhundert....

Seit dem 14.August 2011, dem Festtag zum 100-jährigen Bestehen, leitet Hans Krinner jun. unsere Musikkapelle.
Ein Teil des Festtages war die Taktstockübergabe von Hans Krinner sen. an seinen Sohn.

 
 
 



Geprägt mit auch durch seinen Wehrdienst im Musikkorps Garmisch-Partenkirchen, konnte der neue, junge Dirigent uns schnell seine Vorzüge und Vorstellungen von Moderner Blasmusik näherbringen, was sich auch schon erfolgreich bei seinen bisherigen Konzertprogrammen und den stimmungsgeprägten Stücken hören lies.
Neben den Taktstock spielt Hans Krinner zahlreiche Blasinstrumente, die der Meister im Bau für Blechblasinstrumente zudem selber herstellt. Auch haut er auf das Schlagzeug, mit dem er die Prüfungen zum Leistungsabzeichen des Musikbundes Ober- und Niederbayern in Gold erfolgreich absolvierte.

Alle Musikanten wünschen Ihrem Dirigenten stets das richtige Gespür und das richtige Händchen und für eine gemeinsamme Zukunft alles Gute.

 
 
 
 
 

Stand Herbst 2013

 
 
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